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Sie haben schon diverse Orchester druck gehabt, die Musiker sind
dirigiert. Wie „bändigen“ Sie ein nicht so zufrieden. Das war
Orchester, das Sie noch nicht ein bissl zach. Dann war die
kennen? Wie gehen Sie vor, um Aufführung, und alle waren so
elegant Stärken und Schwächen begeistert und es hat Wieder-
der MusikerInnen einzuschätzen? einladungen gegeben, und es
Ist das nicht eine große Heraus- hieß, die Proben waren so gut!
forderung? Ich hab mir dann gedacht:
War’s doch einfach die Hitze
M.S.: Absolut! Und das ist oder auch das österreichische
auch immer der adrenalin- Gemüt, das einem nicht immer
reichste Moment, wenn man zeigt, wie es ihm geht?! (lacht)
das erste Mal vor einem neuen
Orchester steht. Man muss sich Es bringt halt doch jeder
natürlich sehr gut vorbereiten, seine Alltagssorgen mit auf
musikalisch zeigen, dass man die Proben. Man muss als Di-
inspiriert ist, eine Idee hat und rigent einfach aufpassen, wie
versuchen diese mitzuteilen. die Menschen zu lesen sind.
Besonders bei einem neuen
Die Musiker merken aber auch Orchster, wenn man sie noch
sehr schnell, ob Sie wirklich eine nicht kennt. Denn die halten
neue Idee haben … zusammen und die muss man
für sich gewinnen. Man ist
M.S.: Richtig. Deswegen muss immer irgendwie am Prüfstand.
man gleich zur Musik kommen
und sagen, was man anzubieten Sie dirigieren Werke aus mehre-
hat. ren Jahrhunderten bis hinein in
die Neuzeit mit Ihrem „Ensemble
Können Sie sich an einen Or- Interpunkt“. Was machen Sie am
chester-Moment erinnern, wo es liebsten?
anfangs schwierig war, das Eis zu
brechen? M.S.: Gute Musik! (lacht) Ich
weiß, wir leben in einer Zeit,
M.S.: Das passiert manchmal. wo man sich immer ein Spezial-
Ich hab im Sommer was diri- gebiet aussuchen muss. Da
giert, und bei den ersten Pro- tu ich mir schwer. Bei uns zu
ben ist zwar alles gut gegangen, Hause war nicht nur klassische
aber ich habe immer den Ein- Musik angesagt, mein Vater hat

