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Spannend finde ich auch, Qualität und das authenti- frei. Meine Aufgabe ist es,
dass jedes Orchester seine sche Klangideal! darauf agil und flexibel zu
eigenen Stärken, aber auch agieren und mich darauf
seine eigene Klangkultur einzulassen. Würde ich da
besitzt – darauf zu reagie- Wie versuchen Sie, der All- bewusst dagegenwirken,
ren und mit diesem Mate- tagsroutine, die das Proben würde ich genau diesen
rial zu arbeiten, ermöglicht und Aufführen ja doch mit persönlichen Anspruch
in Zusammenarbeit mit sich bringt, entgegenzuwirken? nicht wahrnehmen können,
den Stärken des Dirigenten weil ich mich dem Auto-
eine einzigartige Klang- A.S.: Eine Alltagsroutine matismus hingeben würde.
beziehung. Genau das ist es, in meiner Arbeit gibt es Vergessen wir nicht: WIR
was mich am ENS fasziniert für mich schlicht und ein- erzählen unsere Geschich-
und mich immer wieder fach nicht. Jede Probe, ten gemeinsam, und diese
gerne mit diesem Orchester jedes Konzert setzt andere stehen immer im Zeichen
zusammenarbeiten lässt – Dinge und Emotionen in der Zeit.
das Verlangen nach hoher den MusikerInnen und mir
„SIEBEN LETZTE WORTE
UNSERES ERLÖSERS AM KREUZE“
Ein Kompositionsauftrag zwischendurch sozusagen von
für Joseph Haydn aus der Musik kommentiert.
dem spanischen Cádiz
Haydn schreibt dazu: „Man
pflegte damals, alle Jahre wäh-
Joseph Haydn hat das Auf- rend der Fastenzeit in der
tragswerk eines spanischen Hauptkirche zu Cadix ein Ora-
Priesters 1787 zunächst für die torium aufzuführen, zu dessen
Aufführung in einer Grotte verstärkter Wirkung folgende
im südspanischen Cádiz als Anstalten nicht wenig beytra-
rein instrumentale Andachts- gen mussten. Die Wände, Fens-
musik für Orchester kompo- ter und Pfeiler der Kirche waren
niert. Dort wurden die von nehmlich mit schwarzem Tuche
den Evangelien überlieferten überzogen, und nur Eine, in der
letzten Sätze Christi in latei- Mitte hängende grosse Lampe
nischer Sprache verlesen und erleuchtete das heilige Dunkel.

